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K 118: So geht zirkuläres Bauen

Die Verwendung von bestehendem Material spart Energie und strahlt einen ganz besonderen Charme aus

Das Projekt K 118 gewinnt Gold beim Global Holcim Award 2021 und erhält damit die höchste Nachhaltigkeits-Auszeichnung.

Facts & Figures

Bauzeit: 2020–2021

Architekten: baubüro in situ

Nutzer: Stiftung Abendrot

Region: Winterthur

 

Nachhaltiges Atelierhaus

Wollen wir den Klimawandel aufhalten, müssen wir den Ausstoss an Treibhausgasen verringern. So sind im Sektor Gebäude gemäss BAFU die Emissionen seit 1990 bereits um 34% gesunken. Dies ist unter anderem gelungen, indem man Rückbaumaterial nicht zu Bauschutt verkommen liess, sondern wieder in den Kreislauf zurückgeführt hat. Ein Beispiel dafür ist das Projekt K 118.

Die Halle 118 auf dem Lagerplatz in Winterthur wurde um fünf Geschosse aufgestockt. Dafür wurden einerseits, wo immer möglich, Baumaterialien wiederverwendet und andererseits Holz, Stroh und Lehm – ebenfalls Baustoffe mit minimalem Energieaufwand – eingesetzt. Mehr als die Hälfte des Baumaterialvolumens stammt von abgebrochenen Bauten. Das Tragwerk aus Stahl beispielsweise hielt einst die Coop Verteilzentrale in Basel. Fenster, Fassaden, Radiatoren und Holzböden stammen aus Rückbauten aus der Region Winterthur. So ist die Treppe an der Ostfassade über 30 Jahre alt und zierte zuvor ebenso die Fassade des Bürogebäudes Orion in Zürich-West wie 80 Fenster und Granitplatten, die für die Balkonböden wiederverwendet wurden. Im Gegensatz zum sogenannten Downcycling wurden hierfür die Bausubstanzen nicht erst energieaufwendig umgearbeitet, sondern 1:1 eingesetzt. Insgesamt konnten so rund 500 Tonnen CO2 eingespart werden.

In Zusammenarbeit mit den Mietern sollte die bereits bestehende gemischte Nutzung weiterentwickelt werden. Entstanden sind zwölf rund 60 Quadratmeter grosse Werkräume und Ateliers für Start-ups und Kleingewerbe.

 

Reparieren und ergänzen

Das Orion erwies sich auch hinsichtlich Sonnenschutzlösungen als Glückstreffer. Neben zahlreichen Fassadenelementen konnten die vorhandenen Verbundraffstoren VR 90 ebenfalls fürs K 118 wiederverwendet werden. Nach ihrer Demontage wurden jeder einzelne Verbundraffstoren, jede einzelne Lamelle, jeder Träger, jeder Rahmenbügel und Verriegelungsanschlag, alle Wippen, Texbänder und Tragschnüre zunächst auf Zustand und Funktionstüchtigkeit geprüft und nur wo nötig repariert. Insgesamt wurden über 2750 Einzelteile inspiziert. Ziel war es, möglichst alles im Originalzustand zu belassen. Werden üblicherweise die Storen auf Mass gefertigt, so war es hier umgekehrt. Die Fensterlaibungen wurden in enger Abstimmung mit dem Fassadenbauer und dem Zimmermann auf Mass den Storen angepasst. Die besondere Ausgangslage dieses Projekts bedingte ein fein abgestimmtes Projektmanagement aller Beteiligten und einen mehr als doppelt so hohen Koordinationsaufwand als üblich.

«Zusätzlich zu den rezyklierten VR 90 haben wir im K 118 auch neue montiert. Letztere lassen sich von den alten einzig durch ihren Antrieb unterscheiden. Wo früher gekurbelt wurde, leistet heute ein Motor die Arbeit.»
Marco Enrico Giovanoli
Geschäftsführer Service Region Mitte